Verzweiflung, Vernunft und Gottes Pläne

Jonathan GöhnerGebet, Inspiration

Das Leben kann verwirrend sein. Gut gemeinte Absichten scheitern. Menschliche Beziehungen können sich chaotisch entwickeln. Die Kontrolle droht uns zu entgleiten.
Wenn wir verzweifelt sind, denken wir an Gott und beten sogar. Aber ist da wirklich einer der hört? Gibt es diesen großen, weisen und allmächtigen Gott? Warum antwortet er nicht? Warum greift er nicht ein? Warum schafft er nicht Ordnung? Warum tut er nicht, was doch naheliegend scheint?

Abraham, Sarah und Hagar. Diese drei stehen am Start einer neuen Entwicklung. Abrahams Frau, Sarah, soll ein Kind zur Welt bringen. Alles Teil der großen Pläne Gottes. Gott hat es versprochen. Abraham wird der „Stammvater Israels“ und „Vater aller Glaubenden“. Aber sein Leben ist alles andere als zielstrebig, sein Blick scheint verworren, die Beziehungen in seinem familiären Umfeld immer chaotischer.

In solchen Situationen beten wir Menschen auf unterschiedliche Weise:
(1) Das Gebet der Verzweiflung

Hagar, eine ägyptische Dienerin, wird „Leihmutter“, die der unfruchtbaren Sarah die Schande nehmen soll. Legitime Aspekte der damaligen Kultur. Trotzdem stürzt es die Familienbeziehungen ins Tohuwabohu. Hagar weiß sich nicht mehr zu helfen und reißt aus! Sie ist völlig verzweifelt. In der Wüste bringt Gott sie zur Ruhe:

„Kehr zu deiner Herrin zurück und ordne dich ihr unter. Ich werde dir mehr Nachkommen geben, als du zählen kannst. Du wirst einen Sohn bekommen. Nenne ihn Ismael [Hebr. „Gott hört“], denn der Herr hat deine Hilferufe gehört… Da nannte Hagar den Herrn, der zu ihr gesprochen hatte, El-Roï [Hebr. Gott des Sehens]. Denn sie sagte: »Ich habe den gesehen, der mich sieht!« 1. Mose 16, 9-11, 13 (NLB)

Was für eine Ermutigung für dich und mich! Wenn das Leben kaum noch ertragbar scheint, dann ist Gott da! Er sieht die Verzweifelten und hört ihr Gebet! Er schenkt Zukunft! Egal wie es heute aussieht, mit Gott gibt es Hoffnung.

(2) Das Gebet der Vernunft

Abraham glaubt! Er hat Erfahrungen mit Gott gemacht. Aber Abraham wird alt und Gott lässt sich viel Zeit. Es wird nicht leichter, die Realität mit Gottes Zusagen in Einklang zu bringen. In dieser Situation betet Abraham:

„Wenn nur Ismaël am Leben bleibt! Lass doch deine Zusage für ihn gelten!"

Gottes Antwort ist paradox. Abrahams Bitte findet beides: Ablehnung und Erfüllung!

„Nein! Deine Frau Sara wird dir einen Sohn gebären, den sollst du Isaak nennen. Ihm und seinen Nachkommen gilt meine Zusage für alle Zeiten. Doch auch deine Bitte für Ismaël will ich erfüllen: Ich werde ihn segnen und … ich lasse ihn zum Vater eines großen Volkes werden." 1. Mose 17, 18-20 (GNB)

Gott benötigt unsere Vorschläge nicht, aber er weiß damit umzugehen, ohne seine Pläne zu ändern. Ismael wird gesegnet, aber Gottes Pläne erfüllen sich durch Isaak.

Inspiration fürs Gebet

Ganz im Gegensatz zur gängigen Anschauung, dass das Universum einfach materiellen Gesetzmäßigkeiten folgt, zeigt die Bibel einen persönlichen Gott, der seinen Plan entfaltet. Unser Leben ist kurz. Der kleine Abschnitt, der sich in unserer Lebenszeit abspielt, kann verwirrend wirken.

Wenn du verzweifelt bist: Gott ist ein Gott, der dich sieht! Er hat deine Hilferufe gehört! Es macht Mut, zu wissen, dass Gott im Wirrwarr der Zeit einzelne Menschen nie aus dem Auge verliert. Ganz besonders Menschen, die in Mitleidenschaft gezogen werden und wirklich verzweifelt sind. Ausreißen bringt nichts. Vertrauen und Geduld sind gefragt.

Du darfst Gott auch deine Vorschläge unterbreiten. Gott braucht unsere Vernünfteleien zwar nicht, weiß damit aber gnädig umzugehen. Er sieht unsere Motivation und schenkt uns oft, was wir bitten, auch wenn er seine Pläne deshalb nicht ändert.