Wachstumsziele und Wachstum des Leibes

Marc FischerGebet, Gemeinde, Inspiration, Wachstum

Ephesus und die wachsende Gemeinde

Ephesus, eine bedeutende Metropole in Kleinasien zur Zeit des neuen Testaments. Die großen verschiedenen Tempel in der Stadt machten sie zum Zentrum für Mysterienkulten. Daher verwundert es nicht, wenn wir in Apostelgeschichte 19:23ff von einem Aufstand im Theater von Ephesus gegenüber der stark wachsenden christlichen Gemeinde lesen. Viele Menschen hatten sich von den Kulten abgekehrt.

Zwei Jahre vor den Begebenheiten im Theater von Ephesus kam Paulus in die Stadt und begann mit den Christen in Ephesus zusammenzuarbeiten (Apg. 19:1ff). Dabei unterrichtete er die Christen über einen Zeitraum von zwei Jahren jeden einzelnen Tag. Es muss beachtlich gewesen sein, was Paulus dort vermittelte, denn in der ganzen Region wurde das Wort Gottes bekannt. Viele bekehrten sich zu Christus und schlossen mit ihrem alten Leben ab. Sie verbrannten ihre Bücher über Zauberei im Wert von 50.000 Tageslöhne, was 130 Jahresgehältern entspricht.

Nicht allen gefielen diese Veränderungen in der Stadt Ephesus. Ein Silberschmied verliert hierdurch Kunden für sein Geschäft und bringt daher die Stadt gegen die Christen und Paulus auf. Die aufgebrachte Stadt versammelt sich im Theater, woraufhin Paulus die Stadt verlässt.

Mit diesem Hintergrund dürfen wir die folgenden Verse aus Epheser 4:11-16 lesen und gewiss sein, dass Paulus weiß, was „Wachstum der Gemeinde“ bedeutet:

Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Maß der vollen Reife Christi. Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum. Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus. Aus ihm wird der ganze Leib zusammengefügt und verbunden durch jedes der Unterstützung dienende Gelenk, entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils; und so wirkt er das Wachstum des Leibes zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.

Wachstum heißt erwachsen werden

In Epheser 4:13 wird ein erwachsener Christ mit der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gleichgesetzt. Das heißt, ein erwachsener Christ hat einen umfassenden Glauben an die Wahrheiten der christlichen Lehre. Ein über die rettende Erkenntnis von Christus weiterreichendes Erkennen hin zu einer tiefen persönlichen Erfahrung und Erkennen des Retters. Paulus illustriert das Gegenteil eines erwachsenen Christen mit einem unmündigen Menschen, der hin und her geworfen wird und nicht selbst entscheiden kann was Wahrheit ist. Ein Mensch, der die Dinge des Lebens nicht einordnen kann und von schlechten Dingen verführt wird. Interessant ist hier, dass das Streben nach erwachsen werden, zunächst uns selbst und das persönliche Wachstum betrifft. Sicherlich geht das mit der persönlichen Heiligung einher. Allerdings wird es auch als Voraussetzung für das Wachstum der Gemeinde in V.15 genannt. Wie soll auch ein Unmündiger, der nicht fähig ist Dinge zu bewerten und zu entscheiden, zum Wachstum beitragen?

Wachstum benötigt Einheit

Wachstum des Leibes bzw. der Gemeinde erfordert Einheit. Paulus verwendet in V.16 das Bild eines Leibes mit vielen Gliedern.

Aus ihm wird der ganze Leib zusammengefügt und verbunden durch jedes der Unterstützung dienende Gelenk, entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils.

Jeder Einzelne der Gemeinde trägt nach seiner Art und nach seinem Maß zum Wachstum der Gemeinde bei, indem er seine von Gott geschenkten Fähigkeiten einsetzt. Das Bild verdeutlicht auch, dass jeder einzelne dazu notwendig ist. Wenn einer fehlt, ist der Körper nicht mehr vollständig. Alle müssen am selben Strang ziehen. Dies kann nur dann passieren, wenn die Gemeinde als Einheit, als ein Wir, zusammen in eine Richtung geht.

Wachstum benötigt Liebe

In V.15 betont Paulus die Liebe:

Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus.

Wahrheit in Liebe auszusprechen ist eine große Herausforderung, denn hierfür bedarf es Reife. Nicht umsonst sagt Jesus im Gespräch mit seinen Jüngern beim letzten Abendemahl in Johannes 13:34f:

Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

So liegt sowohl beim letzten Abendmahl als auch in V.15 der Fokus zunächst auf der Liebe untereinander. Die Wahrheit z.B. in Ermahnung oder Ermunterung gegenüber den Glaubensgeschwistern in Liebe und aus Liebe auszusprechen ist sicherlich fruchtbarer als die Wahrheit aus Stolz oder Besserwisserei mitzuteilen. Auch die Wahrheiten des Evangeliums fasst ein nicht gläubiger Mensch besser auf, wenn sie in Liebe mitgeteilt werden. Daher ist die Liebe untereinander und zu den Menschen eine Voraussetzung für Wachstum.

Wachstum wirkt Gott

Am Ende ist es aber dennoch immer Gott, der das Wachstum wirkt und schenkt, wie uns V.16 vor Augen führt.

… und so wirkt er das Wachstum des Leibes zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.

Das sollte uns demütig machen, weil nichts aus uns heraus geschieht, sondern wir nur die Werkzeuge Gottes sind. Gott, der der Schöpfer von Himmel und Erde ist. So sollen wir heute und hier demütig vor unserem Gott stehen und auf das schauen, was Er schon getan hat in unsere Gemeinde und demütig warten auf das, was er noch wirken wird.